Meine Töchter werden 16 – was bedeutet das für sie und für mich?

An diesem Wochenende ändert sich etwas: Unsere Zwillingstöchter werden 16 Jahre alt, und der 16. Geburtstag ist so etwas wie der kleine Bruder des 18. Geburtstags. Das Gesetz erlaubt ihnen nun, Bier, Wein oder Sekt zu trinken, ohne dass Eltern sie dabei »begleiten«. Und eine Woche nach dem Geburtstag dürfen sie bei der Wahl der Hamburgischen Bürgerschaft ihre Stimme abgeben. Anders gesagt: Das Gesetz gibt ihnen mehr Verantwortung – und damit auch mehr Selbstverantwortung.

Das bedeutet gleichzeitig, dass andere Verantwortung abgeben, nämlich mein Mann und ich. Der 16. Geburtstag markiert also einerseits für unsere Töchter einen großen Schritt in Richtung Erwachsensein und andererseits für uns, dass wir unsere Elternrolle neu justieren müssen. Es bedeutet: loszulassen.

Ich bin auch im Elternrat der Schule, die unsere Töchter besuchen. Dort ging es kürzlich bei einer Sitzung darum, wie die Schule mit Tablets ausgestattet ist. Ab der Oberstufe, in die unsere Töchter jetzt gehen, haben alle Schülerinnen und Schüler das Anrecht auf ein Leihgerät. Die Schulleiterin sagte höflich und diplomatisch, die Schule freue sich trotzdem, wenn viele ein privates Gerät nutzen würden – denn jedes Tablet, das nicht in der Oberstufe eingesetzt wird, kann in den unteren Klassen genutzt werden von Kindern, deren Eltern sich keins leisten können. Das ist auch Verantwortungsübernahme: Da, wo der Staat nicht genug in Bildungseinrichtungen investiert, springen eben Eltern ein.

Wir haben das Glück, dass wir unseren Töchtern Tablets finanzieren können. Und ich kann sagen, dass sie auch viel genutzt werden. Nur bin ich nicht sicher, ob sie ausschließlich für die Schule im Einsatz sind. Und jetzt kommt die Verantwortung ins Spiel: Kann, darf, soll, muss ich einer 16-Jährigen vorschreiben, wofür und wie lange sie ihr digitales Gerät nutzen darf? Es gibt jede Menge Ratschläge, wann man Kindern ein Smartphone geben darf, und viele Vorschläge, wie man die Nutzung von Smartphones an Schulen einschränkt. Aber wann und wie hört man auf mit der Beschränkung von Social-Media-Apps, wann gibt man die Bildschirmzeit frei?

Als unsere Tochter einige Freundinnen und Freunde eingeladen hatte, habe ich kurz eine Umfrage gemacht: Wessen Handynutzung wird von den Eltern bestimmt? Einer hob die Hand, sagte aber, dass seine Eltern ihm den Freischaltcode gegeben hätten. Die Bildschirmzeit solle nur seine Selbstkontrolle stärken. Zwei erklärten, sie hätten selbst die Bildschirmzeit für TikTok eingeschränkt, und fänden, dass sich das bewährt habe. Als sie berichteten, hatten übrigens gerade alle ihre Handys in der Hand – aber das war ihnen auch selbst schon aufgefallen.

Ich glaube, ich frage unsere Töchter, was sie von einer freiwilligen Selbstbeschränkung halten. Vielleicht fragen sie im Gegenzug, ob ich mir die auch auferlege. Ich überlege am besten schon mal, was ich dann antworte.

Wie ist das bei Ihnen? Wie viel Bildschirmzeit erlauben Sie Ihren Kindern? Ab welchem Alter sollten Kinder aus Ihrer Sicht überhaupt ein Smartphone oder Tablet nutzen? Wie und bis zu welchem Alter sollte man die Nutzung regulieren? Schreiben Sie es mir gern an familiennewsletter@.de .

Meine Lesetipps

Man kann es auch so sehen: Wenn die Kinder 16 Jahre alt sind, ist es mit dem Erziehen weitgehend vorbei. Also, offen gestanden, spätestens dann. Man rutscht eher in eine Beraterrolle, jedenfalls geht es mir so, und ich kann nur hoffen, dass ich gefragt werde. Ungefragte Ratschläge sind erfahrungsgemäß eher unwillkommen. Was man einer pubertierenden Tochter raten kann  (die gerade aufs Handy schaut), hat Katrin Wilkens sehr schön aufgeschrieben. Bedienen Sie sich! Mein Kollege Markus Deggerich hat seiner Tochter  einen Brief mit auf den Weg ins Erwachsenenleben gegeben, den ich berührend finde. Falls Ihre Kinder eher noch in der Hochphase der Pubertät sind, finden Sie hier vielleicht einige Erkenntnisse , die Ihnen das Leben leichter machen. Weil es anderen genauso ergeht wie Ihnen.

Falls Sie ins Nachdenken gekommen sein sollten, wie gut Ihre Selbstkontrolle bei der Handynutzung ist, und falls das Ergebnis der Selbstreflexion Sie nicht begeistert, dann empfehle ich Ihnen unser kostenloses Coaching, das Ihnen helfen kann, ungünstige Gewohnheiten gegen bessere auszutauschen. Hier können Sie sich dafür anmelden. Bis dahin könnten Sie die traurigen Folgen für Ihren Körper, die viele Stunden am Smartphone mit sich bringen, etwas abfedern .

Das jüngste Gericht

Was kommt am Geburtstag auf den Tisch? Ein Kuchen natürlich! Nach den Jahren von Schokomuffins und Zitronenkuchen könnte es mit dem 16. Geburtstag vorbei sein mit den Kinderkuchen. Unsere Köchin Verena Lugert hat einige experimentelle Alternativen für Käsekuchen zu bieten: einen frühlingshaft leichten japanischen Käsekuchen (Frühling! Endlich!), einen Erdbeer-Käsekuchen (okay, eher ab dem Frühsommer) oder auch einen angebrannten baskischen Käsekuchen. Ist schon klar, das entscheide ich nicht. Ich werde unsere Töchter fragen, was sie sich wünschen. Ich backe notfalls auch noch mal Schokomuffins, man muss ja nicht alles über Bord werfen, was man 15 Jahre lang gut fand.

Mein Moment

Einfach mal gelobt zu werden, ist einfach nur schön. Deshalb habe ich mich über diese Zuschrift einer Leserin sehr gefreut:

»Danke für eure großartige Arbeit jede Woche, ich finde jede Woche tolle Themen, egal ob sie mich gerade betreffen oder nicht.
Das Schöne am Familiennewsletter sind die Artikel, die zum Nachdenken anregen, und auch die positiven Nachrichten und Anekdoten, die einen schmunzeln lassen, gerade wenn man selber eine Familie hat.«

Ich sage auch: Danke! Und schreiben Sie mir gern, wie Sie es mit der Verantwortung und der Selbstverantwortung bei Ihren Kindern halten!

Herzlich
Ihre Marianne Wellershoff 

Teenagerin am Tablet: Wann gibt man die Bildschirmzeit frei?

Foto:

golero / Getty Images

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