Die Sängerin und Musikerin Rhiannon Giddens, ausgezeichnet mit dem Grammy Award und dem Pulitzerpreis, hat einen Auftritt im Kennedy Center abgesagt. Das Zentrum befindet sich im Umbruch, seit Präsident Donald Trump die Leitung des Zentrums abgesetzt hat und zum Vorsitzenden des Kuratoriums gewählt wurde.
Die Übernahme des Zentrums durch Trump ist Teil seiner breiten Kampagne gegen die »woke« Kultur. Zum Interimsleiter ernannte der US-Präsident seinen Gefolgsmann Richard Grenell, der während Trumps erster Amtszeit US-Botschafter in Berlin war.
»Ich habe beschlossen, meine Show im Kennedy Center am 11. Mai 2025 abzusagen und sie ins The Anthem zu verlegen«, schrieb Giddens in den sozialen Medien. Das Anthem ist ein anderer Veranstaltungsort in Washington, D.C. »Die Show im Kennedy Center war schon lange gebucht vor der Entscheidung der aktuellen Regierung, diese ehemals überparteiliche Institution zu übernehmen«, erklärte sie weiter.
Rhiannon Giddens ist eine Roots-Musikerin, die als Sängerin, Banjo- und Geigenspielerin der Band Carolina Chocolate Drops bekannt wurde. Sie thematisierte schon vor einigen Jahren die afroamerikanischen Wurzeln der Countrymusik. 2011 wurde sie mit ihrer Band für das Werk »Genuine Negro Jig« für das beste traditionelle Folk-Album ausgezeichnet. Solo gewann sie den Folk-Album-Grammy für »They're Calling Me Home«. 2022 schrieb sie an der mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichneten Oper »Omar« mit. Sie erhielt außerdem den sogenannten Genie-Preis der MacArthur-Stiftung.
Auch die Schauspielerin Issa Rae, die Autorin Louise Penny und die Rockband Low Cut Connie haben ihre geplanten Auftritte im Kennedy Center abgesagt. Die Singer-Songwriterin Victoria Clark trat am 15. Februar auf, trug aber auf der Bühne ein T-Shirt mit der Aufschrift »ANTI TRUMP AF«.
Das Kennedy Center wird durch staatliche Gelder und private Spenden finanziert und zieht jedes Jahr Millionen von Besuchern an. Es ist ein großer Komplex in der US-Hauptstadt mit einer Konzerthalle, einem Opernhaus und einem Theater sowie einem Vortragssaal, Tagungsräumen und einer »Millennium-Bühne«, auf der kostenlose Aufführungen stattfinden.
Bis zu Trumps erster Amtszeit haben die Präsidenten regelmäßig an der jährlichen Ehrung teilgenommen, selbst in Anwesenheit von Künstlern, mit denen sie politisch nicht einverstanden waren. Trump ignorierte das Kulturzentrum in seiner ersten Amtszeit überwiegend. Nun hat er das 1971 eröffnete Kennedy Center ins Visier genommen. Die jährlichen Ehrungen brachten erinnerungswürdige Auftritte hervor, wie etwa den von Aretha Franklin 2015 zu Ehren der Songwriterin Carole King, die den damaligen Präsidenten Obama zu Tränen rührte.
Außerdem wird im Kennedy Center auch der Mark Twain Award für Comedy verliehen. Am 23. März soll der Preis für amerikanischen Humor an den Late-Night-Moderator Conan O’Brien gehen, der es sich kaum nehmen lassen wird, auch über den amtierenden Präsidenten Scherze zu machen.
Ex-Botschafter Grenell: Interimsleiter des Kennedy Centers
Foto: Gage Skidmore / ZUMA Press Wire / picture allianceAutorin Penny: Kanadierin liest nicht unter Trumps Ägide
Foto: Horst Galuschka / picture alliance / dpaKulturkomplex Kennedy Center: Ursprünglich überparteilich angelegt
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