Die Zahl der gemeldeten Masernfälle in Europa hat sich im vergangenen Jahr verdoppelt und den höchsten Stand seit 27 Jahren erreicht. Das teilten die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und das UN-Kinderhilfswerk Unicef mit. Demnach wurden 2024 in der WHO-Region Europa rund 127.000 Masernfälle registriert, dazu gehören 53 Länder bis nach Zentralasien.
»Die Masern sind zurück, und das ist ein Weckruf«, sagte Hans Kluge, WHO-Regionaldirektor für Europa, laut einer Mitteilung . Ohne hohe Impfquoten gebe es keine Sicherheit für die Gesundheit.
Die meisten gemeldeten Fälle ereigneten sich der WHO zufolge in Rumänien, dort wurden rund 30.000 Erkrankungen registriert. Danach folgt Kasachstan mit rund 28.000 gemeldeten Fällen.
Kleine Kinder besonders betroffen
Masern zählen zu den ansteckendsten Krankheiten, mit denen sich Menschen infizieren können. Das Virus führt bei fast allen ungeschützten Personen zu Symptomen. Neben typischen Beschwerden wie Fieber und rotem Hautausschlag können lebensgefährliche Komplikationen wie eine Gehirnentzündung auftreten – selbst Jahre nach Abklingen der ersten Symptome.
Bei der Hälfte der in Europa registrierten Masernfälle war eine Krankenhausbehandlung notwendig, es liegt jedoch nahe, dass leichtere Infektionen seltener gemeldet wurden. Etwa 40 Prozent der Betroffenen waren Kinder unter fünf Jahren. Obwohl die Masern oft als typische Kinderkrankheit wahrgenommen werden, können sich auch ungeimpfte Erwachsene anstecken. Bis zum 6. März wurden für das vergangene Jahr 38 Todesfälle gemeldet.
In Deutschland hat das Robert Koch-Institut bis zum 25. September 2024 insgesamt 553 Masernfälle registriert. Die Zahl der gemeldeten Infektionen schwankt jedoch sehr: In den Jahren 2020 bis 2023 lagen die Fallzahlen laut RKI im ein- und zweistelligen Bereich. In den Jahren vor der Pandemie – 2012 bis 2019 – gab es zwischen 165 und rund 2500 gemeldete Erkrankungen pro Jahr.
Bester Schutz gegen das Virus ist die Impfung
Europaweit war die Zahl der Masernfälle von 216.000 im Jahr 1997 auf 4440 im Jahr 2016 zurückgegangen. 2019 stieg die Zahl jedoch wieder auf mehr als 100.000 Fälle. Nach einem weiteren Rückgang während der Coronapandemie nehmen die Fälle seit 2023 wieder stark zu.
Infolge der Pandemie seien die Impfquoten zurückgegangen, berichtet die WHO. Viele Länder befinden sich demnach noch nicht wieder auf dem Stand der Zeit vor der Pandemie. Dadurch steigt das Risiko für Krankheitsausbrüche.
Um die Masern auszurotten, müssen mindestens 95 Prozent einer Bevölkerung vollständig gegen die Krankheit geimpft sein. In Deutschland wurde vor fünf Jahren eine Masern-Impfpflicht für Kita- und Schulkinder eingeführt.