»Die Welt der Kultur steht unter Beschuss wie nie zuvor.« Mit diesen Worten nahm Salman Rushdie am Montagabend eine Ehrung der amerikanischen Authors Guild entgegen. Auf der Dinner-Gala in der Gotham Hall in New York wurden Persönlichkeiten geehrt, die mit dem geschriebenen Wort die demokratischen Werte verteidigen.
Rushdie, 77, spielte in seiner Dankesrede sehr deutlich auf die Angriffe der Trump-Regierung auf die Institutionen der Kultur und der Wissenschaft an. »Zurzeit werden alle Kapitel der amerikanischen Erzählung unterdrückt, ja vielleicht sogar gelöscht«, sagte Rushdie. Um dann hinzuzufügen: »Schriftsteller sind die Bewahrer dieser Erzählung.«
Die Authors Guild ist eine Vereinigung, die 15.000 Autorinnen und Autoren vertritt. Sie fordert Kontrollen und Gesetze beim Umgang mit künstlicher Intelligenz in der Literatur und mischt sich ein, wenn Bücher zensiert werden. So gesehen war es nur folgerichtig, dass sich Rushdie bei der Veranstaltung zu den restriktiven Angriffen der Trump-Regierung auf die Geisteswelt äußerte.
Rushdie und Voltaire
Der Schriftsteller berichtete, dass er aktuell Voltaires satirische Novelle »Candide oder der Optimismus« aus dem 18. Jahrhundert lese. Darin flüchtet sich der Held aus den Tumulten seiner Zeit, um einen eigenen kleinen Garten zu kultivieren. Rushdie fragte die Gäste der Gala: »Sollen wir tatsächlich so auf die Krisen unserer Zeit reagieren? Oder wollen wir uns engagieren und kämpfen?«
Der indisch-britische Schriftsteller überlebte 2022 eine folgenschwere Messerattacke. Erst im Februar wurde der Attentäter von einem US-Gericht schuldig gesprochen.
Bei seiner Dankesrede an die Authors Guild sagte Rushdie nun: »Ich bin nicht mehr so jung wie früher, und ich habe schon ordentlich Prügel einstecken müssen. Deshalb bin ich versucht, wie Candide meinen eigenen kleinen Garten zu kultivieren.«
Resigniert der große, trotzige und kämpferische Autor also vor der Zeit? Nein, seine Ausführungen beendete er mit den Worten: »Es steckt noch Kampfgeist in mir – und ich hoffe, in Ihnen auch.«
