China hat einem Medienbericht zufolge die heimischen Fluggesellschaften angewiesen, keine Boeing-Maschinen mehr abzunehmen. Die Regierung in Peking habe die chinesischen Airlines auch aufgefordert, keine Flugzeugteile und -ausrüstung mehr von US-Unternehmen zu kaufen, meldet die Finanznachrichtenagentur »Bloomberg « unter Berufung auf Insider.
Die chinesische Regierung erwägt demnach zudem Hilfen für Fluggesellschaften, die Boeing-Maschinen geleast hätten und wegen des Handelskonflikts mit höheren Kosten konfrontiert seien.
Die drei größten Fluggesellschaften Chinas – Air China, China Eastern Airlines und China Southern Airlines – wollen zwischen 2025 und 2027 eigentlich Dutzende Boeing-Flugzeuge übernehmen.
Die USA und China führen derzeit einen Handelskrieg, nachdem US-Präsident Donald Trump die Zölle für Importe aus der Volksrepublik auf 145 Prozent erhöht hatte. China legte nach und erhob Einfuhrgebühren auf US-Importe von 125 Prozent.
US-Notenbanker warnt vor Wirtschaftsschock
Die eskalierenden Vergeltungszölle zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt drohen Analysten zufolge, den Warenhandel zwischen China und den USA deutlich zu reduzieren. Dieser Handel hatte im Jahr 2024 einen Wert von über 650 Milliarden Dollar.
US-Präsident Donald Trump verfolgt das Ziel, mit höheren Zöllen wieder mehr Produktion in die USA zu holen und den Wert von Importen und Exporten auszugleichen. In der Praxis dürften sich allerdings zunächst vor allem die Preise für Amerikanerinnen und Amerikaner erhöhen, einige Unternehmen haben bereits Anpassungen angekündigt.
Nach Einschätzung eines führenden US-Notenbankers wird die Zollpolitik gravierende Folgen für die amerikanische Wirtschaft haben. Sie sei »einer der größten Schocks für die US-Wirtschaft seit vielen Jahrzehnten«, sagte Christopher Waller in einer Rede.
Die Auswirkungen der Zollpolitik bezeichnete der Republikaner Waller, der 2020 von Trump für den Notenbank-Posten nominiert worden war, als »höchst ungewiss«. Daher sei auch der Ausblick auf die weitere konjunkturelle Entwicklung »höchst unsicher«.
Autokonzerne hoffen, Smartphonehersteller zittern
Trump hatte in den vergangenen Tagen und Wochen zahlreiche Zölle angekündigt und einige Ankündigungen wieder zurückgenommen. Die Unsicherheit belastet Börsen weltweit. Am Montag hatte der US-Präsident leidenden US-Autoherstellern zumindest zeitweise geltende Ausnahmen von seinen Zöllen in Aussicht gestellt.
Die Autofirmen bräuchten etwas mehr Zeit, um ihre Lieferketten auf eine Teileproduktion in den USA umzustellen, sagte Trump. Details nannte er aber noch nicht.
Smartphonehersteller wie Apple, die wegen zwischenzeitlich in Aussicht gestellten Ausnahmen am Montag aufgeatmet hatten, wurden später wieder enttäuscht. Trump dementierte mögliche Ausnahmen. Das US-Handelsministerium prüft zudem neue Zölle auf Halbleiter, die wohl auch Elektrogeräte umfassen sollen.
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Der Zollstreit lässt unterdessen in Deutschland die Konjunkturerwartungen einbrechen: Das Stimmungsbarometer des Forschungsinstituts ZEW fiel gegenüber dem Vormonat um 65,6 Punkte auf minus 14,0 Punkte, wie das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) mitteilte. Es ist der stärkste Rückgang der Erwartungen seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine im Jahr 2022. Analysten hatten im Schnitt mit einem Rückgang auf plus 10,0 Punkte gerechnet.
Eine Gefahr für einen erneuten sprunghaften Anstieg der Inflationsrate in Deutschland und der Eurozone sehen die befragten Finanzmarktexperten derzeit laut der ZEW-Mitteilung aber nicht. Laut den Befragten gebe dies der EZB Spielraum, um die Wirtschaft durch weitere Senkungen der Zinsen anzukurbeln. Die EZB wird an diesem Donnerstag über die Leitzinsen entscheiden.