1. Wandernde Kröten
Nehmen Sie den Fuß vom Gas! Das gilt in diesen Tagen für egoistische und altruistische Autofahrer – Grund sind die Krötenwanderungen. Da sind zum einen die Kröten, die sich auf den Weg zu ihren Laichgewässern machen, oft in Gruppen von mehreren Hundert (hier mehr dazu).
Und da sind zum anderen die Kröten, die nach dem Blitzermarathon in vielen Bundesländern den Besitzer wechseln; vom eigenen Konto ziehen sie um in die Kassen von Ländern und Kommunen, oft kommen da Millionen zusammen. Die ganze Woche über soll es mehr Radarkontrollen und Polizeistreifen geben.
Mehr über Fahranfänger in Deutschland lesen Sie hier: Die Reifenprüfung
2. Sprintende Kröten
Eine Krötenwanderung historischen Ausmaßes lässt sich an den Börsen beobachten. Nein, eigentlich ist es ein Krötensprint von Milliarden: Am Morgen ist der Dax zeitweise um mehr als zehn Prozent eingebrochen, auch der EuroStoxx50 sackte ab. Damit steuerten die Börsen auf die größten Tagesverluste seit der Coronapandemie zu, erholten sich zwischenzeitlich aber wieder.
Bereits am Freitag waren sie um rund fünf Prozent abgerutscht, infolge von Trumps Zollwut. »In Deutschland könnte der wirtschaftliche Schaden über die vierjährige Amtszeit Trumps bei rund 200 Milliarden Euro liegen, zeigen Berechnungen des Instituts der deutschen Wirtschaft«, sagt mein Kollege Michael Brächer. »Die Forscherinnen und Forscher warnen vor einer ›ökonomischen Katastrophe‹, falls Trump bei seinen Plänen bleibt.« (Mehr Hintergründe hier .)
Auch der eigenen Wirtschaft schadet der US-Präsident, wie meine Kollegin Ines Zöttl berichtet. Amerikanischen Firmen bleiben nur zwei Optionen: »Sie müssen ihre Produkte immens verteuern – oder den Präsidenten um Ausnahmen anbetteln.« (Hier mehr. )
Noch sieht es nicht so aus, als würde Trump den Fuß vom Gas nehmen. Er poltert: »Vergessen Sie die Märkte für den Moment!« (Hier im Video.) Manchmal helfe nur bittere Medizin. Zugleich fordert er die US-Zentralbank auf, die Zinssätze zu reduzieren. So verschränkt er zwei Botschaften an seine Fans:
Nicht ich bin schuld, sondern die unfähigen Bänker (wahlweise auch die Raffgierigen im Ausland, die unpatriotischen Demokraten, die Ungläubigen in den eigenen Reihen).
Ihr müsst leiden, damit ich euch zur Erlösung führen kann.
Und wie regieren führende Republikaner? Der wichtigste Parteifreund im Repräsentantenhaus, Mike Johnson, sagte: »Sie müssen den Instinkten des Präsidenten vertrauen.« Das hat nur noch wenig mit rationaler Politik zu tun; das Regierungshandeln der USA gleicht einem Kult. Leider einem gefährlichen.
Lesen Sie hier mehr: Was Trumps Zollhammer für die Börsen bedeutet
3. Geschluckte Kröten
Ums Krötenschlucken geht es in Berlin. In dieser Disziplin möchte sich Friedrich Merz nicht weiter hervortun. Denn er steht unter enormem Druck der eigenen Leute, wie mein Kollege Paul-Anton Krüger berichtet. »Unmut und Ungeduld in der eigenen Partei« werden immer größer. In CDU und CSU fordern viele immer vehementer: Der Koalitionsvertrag müsse klar die Handschrift der Union tragen. Viel zu sehr habe man sich schon auf Forderungen der Sozialdemokraten eingelassen.
»Wenn Merz jetzt auch nicht liefern kann, geht er beschädigt in die Kanzlerschaft«, meint Paul-Anton. Ob dann das Kalkül der Union aufgeht, eine Aufbruchstimmung im Land zu entfachen und die Schlechte-Laune-Botschaften der AfD zu durchbrechen? »Schon der Börsen-Crash und die wirtschaftlichen Verwerfungen lassen das fraglich erscheinen.«
Lesen Sie hier mehr: Die Woche der Entscheidung für Merz
Was heute sonst noch wichtig ist
Die Bahn will besser kommunizieren. Und keine Wagen mehr durcheinander bringen: Bahn-Kunden ärgern sich nicht nur über viele Störungen, sondern auch über oftmals verspätete Informationen dazu. Der Konzern verspricht Besserung, angefangen mit »fast hundertprozentig« richtigen Angaben zur Wagenreihung.
Junta in Myanmar erklärt Rettungsarbeiten für beendet: Überfüllte Leichenhallen, Masseneinäscherungen im Freien: Im Erdbebengebiet in Myanmar hat die Militärregierung keine Hoffnung mehr auf Überlebende. Nun kommen auch noch schwere Regenfälle und heftiger Wind.
Innenministerium plädiert für Zivilschutz-Übungen an Schulen: Aufgrund der »sicherheitspolitischen Lage« spricht sich das Innenministerium für eine Vorbereitung der Zivilbevölkerung auf ein Kriegsszenario aus, auch an Schulen. Zudem empfiehlt es das Anlegen von Notvorräten.
Meine Lieblingsgeschichte heute: Elternhass auf Pumuckl, Sams und Bobo Siebenschläfer
Ein neuer Pumuckl-Film ist für den Herbst angekündigt. Meine Kollegin Swantje Karich und meine Kollegen Matern von Boeselager, Arno Frank und Oliver Kaever haben das zum Anlass genommen, über Kinderfiguren zu diskutieren, die viele Eltern nerven (und manchmal sogar ängstigen).
Bei Bob, dem Baumeister, und Bodo Siebenschläfer haben sie natürlich recht. Aber beim Kobold mit dem roten Haar?
Hier ihre Auswahl: »Arrogant, tritt nach unten und hat einen taktischen Blick für die Schwächen der Menschen«
Was heute weniger wichtig ist
Einfach mal abschalten: Woody Harrelson, 63, hat eine Rolle in der Serie »The White Lotus« ausgeschlagen, wie er dem amerikanischen Onlinemagazin »The Daily Beast« mitteilte. »Unglücklicherweise verschob sich der Produktionsplan und kollidierte mit einem geplanten Familienurlaub, was mich zu einer extrem harten Entscheidung zwang.«
Mini-Hohl
Hier finden Sie den ganzen Hohl.
Cartoon des Tages
Und heute Abend?
Könnten Sie anfangen, ein Buch zu lesen, vielleicht den Roman meines früheren Kollegen Cordt Schnibben, »Lila Eule« heißt er und ist gerade erschienen.
Warum schreibt ein Journalist einen Roman? »Als Reporter sucht man die Wahrheit über sich im Leben anderer Menschen, jede Reportage ist der Versuch, etwas über sich zu erfahren, ohne über sich zu schreiben«, findet Cordt. »Ein Schlaganfall warf mich auf mich zurück, ich begann über mein Leben und seine Endlichkeit nachzudenken, recherchierte nach innen.« Ein dünnes Buch über das Schreiben von Romanen sei ihm in die Hände gefallen, darin der Satz: gute Romanstoffe entstehen an den Weggabelungen des eigenen Lebens. »Ich schritt die Weggabelungen meines Lebens ab, auf der Suche nach ungelebtem Leben, und langsam entwickelte sich daraus die Story eines zweiten Lebens, das sich zwar mit dem gelebten Leben überschnitt, aber zu einem Roman wuchs.«
Cordt erzählt die Geschichte von vier Freunden, die als Kabelträger in der Bremer Kultsendung »Beat Club« arbeiten und Stammgäste in der »Lila Eule« sind. Einer von ihnen zieht nach dem Abi aus Protest gegen seinen Nazivater nach Ost-Berlin und verliebt sich – doch der Hippie fliegt aus der DDR. Ein »Ost-West-LSD-Beatclub-Roman«, wirbt der Verlag.
Ich wünsche Ihnen einen erholsamen Abend. Herzlich
Ihr
Oliver Trenkamp, Blattmacher in der Chefredaktion
Jetzt aber schnell langsamer werden: Radarkontrolle in Bayern (Archivbild)
Foto: Pia Bayer / dpaDonald Trump an Bord der »Air Force One«: So ist alles, was Ihr Sünde, Zerstörung, kurz die Börse nennt, sein eigentliches Element
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Foto: Klaus Stuttmann