„Gekämpft wie ein Schwein!“

Die Qualifikation in der Loipe sollte nur eine Formalie für eine Olympiasiegerin sein, aber sie war kaum beendet, da kämpfte Katharina Hennig schwer mit den Tränen. So ein Malheur, das ahnte sie, lässt sich zeitlich kaum wettmachen: Die Uhr läuft weiter, während man auf dem Hintern durch den Schnee schlittert, die Ski sortiert, sich aufrappelt, in die Spur zurückfindet und wieder Fahrt aufnimmt. Immerhin reichte es an der Seite von Laura Gimmler für das Finale der besten 15 Nationen im Teamsprint. Aber Katharina Henning hatte, um wieder Anschluss zu finden, „gekämpft wie ein Schwein bis zur Ziellinie“, wie sie ohne Umschweife bekannte.

Wer vormittags im Prolog im Schnee sitzt, der läuft nachmittags, wenn es um die Medaillen geht, nur selten die Konkurrenz in Grund und Boden. Katharina Hennig, 28 aus Oberwiesenthal, und Laura Gimmler, 31, aus Oberstdorf sind als Team dann nur Sechste bei den Nordischen Weltmeisterschaften in Trondheim geworden. „Wenn man im Finale an Position zwölf startet, in der vierten Reihe“, dann brauche man „schon ein Wunder“, sagte Hennig später.

Auf den Teamsprint hatten die deutschen Langläufer in Trondheim große Ambitionen gesetzt

Denn Jonna Sundling, Schwedens Sprint-Olympiasiegerin von 2022, legte ein zackiges Tempo vor; der Schnee war pappig und schwer; Laura Gimmler war gerade erst von einer Erkältung genesen; die Ski wirkten auch nicht optimal gewachst – aber bei Regen und Temperaturen um die null Grad ist das ohnehin eine Lotterie. Am Vortag, als Hennig Siebte über die 10-Kilometer-Distanz geworden war, war sie noch voll des Lobes für die Techniker des Deutschen Skiverbands gewesen.

Laura Gimmler hatte sich auf den Teamsprint gefreut, der Wettbewerb war ihr „absolutes Highlight der Saison“, wie sie erklärte. Auch deshalb war die Kollegin am Boden zerstört nach der Schrecksekunde am Boden, als sie aus einem Tunnel kam und die Ski beim Übergang in den Schneematsch einfach stoppten, weshalb sie die Balance verlor. Im Teamwettkampf den anderen alle Möglichkeiten zu rauben durch eigenes Ungeschick, sagte Henning, das sei kaum wieder gutzumachen.

Auf den Teamsprint, den Katharina Hennig und Victoria Carl 2022 bei den Winterspielen in Peking sogar gewonnen hatten, hatten die DSV-Langläufer in Trondheim große Ambitionen gesetzt. Stattdessen triumphierten die Schwedinnen vor den USA und der Schweiz. Das DSV-Männerduo, bestehend aus Elias Keck und Jan Stoelben, das anschließend in die arg strapazierte Loipe ging, kam auf Platz zehn. Norwegens Johannes Hoesflot Klaebo und sein Kollege Erik Valnes sicherten sich mit einer Stadionlänge Vorsprung den Titel; für Klaebo war es in Trondheim das vierte Gold. Deutschlands Langläufer hingegen müssen weiter auf die erste Plakette hoffen. Die letzte große Chance hat am Freitag die Frauenstaffel, das Wetter soll kaum besser werden.

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