Halten Sie sich im Kopf fit mit Gehirn-Jogging? Vergessen Sie’s

Im Kopf eines jeden Menschen sammelt sich über die Jahre so allerhand Blödsinn an. Wir glauben, Wahrheiten zu kennen, die in Wahrheit keine sind - und merken das nicht einmal. Ein Leipziger Max-Planck-Forscher räumt jetzt auf mit den populären Irrtümern, die uns allen den Blick auf das eigene Gehirn vernebeln.

Glauben Sie auch, dass Schüler in einer Klausur unbedingt Traubenzucker essen sollten, um ihre Konzentrationsfähigkeit zu steigern? Hören Sie auf damit, für diese These gibt es in der Neuroforschung keinerlei Beleg. Versuchen Sie, mit Gehirn-Jogging fit im Oberstübchen zu bleiben? Viel Spaß beim Sudoku, aber Ihren altersbedingten geistigen Verfall bremsen Sie damit nach dem aktuellen Stand der Wissenschaft keineswegs.

Im SPIEGEL berichtet meine Kollegin Julia Koch über das neue Buch des Lernforschers Michael Skeide . Schonungslos zertrümmert er darin liebgewonnene Mythen, etwa den Irrglauben, dass Frauen anders lernen als Männer. Existieren überhaupt unterschiedliche Lerntypen? Sollten ungeborene Babys Mozart hören, um klüger zu werden? Hilft es, wenn sich Schüler nachts von Sprachkurs-Apps beschallen lassen, um sich mühelos im Schlaf Spanisch einzuverleiben? Die Antwort, Sie ahnen es, lautet nein.

Und doch gibt es Zaubertricks, die das Lernen in jedem Alter nachweislich erleichtern, wie auch Skeide bei allem Argwohn gegenüber Zaubertricks betont. Neugier auf das zu Lernende hilft immer - und ebenso: Bewegung. Wer viel läuft oder radelt, der trainiert Körper und Geist gleichermaßen und erreicht damit offenbar weitaus mehr als mit Sudoku-Rätseln auf dem Sofa.

Herzlich,


Ihr Marco Evers

Außerdem empfehle ich Ihnen:

  • Trockenheit im Frühjahr: Der Wasserstand am Bodensee ist außergewöhnlich niedrig, aber Dürre macht auch anderen Orten zu schaffen. Wissenschaftlerin Dörthe Tetzlaff erklärt, wie groß das Problem ist und was nun helfen würde .

  • Zeitenwende im Mittelalter: Wikinger brachten viele Länder an den Rand des Abgrunds, dann verschwanden sie im Dunkel der Geschichte. Warum? Und waren sie wirklich rückständige Barbaren? 

  • 3D-Scan des berühmten Wracks: Wie genau wurde die »Titanic« auf ihrer Jungfernfahrt von dem Eisberg beschädigt, mit dem sie kollidierte? Das soll eine neue Computersimulation erklären. Ingenieure an Bord kämpften offenbar bis zum Schluss darum, das Licht an Bord intakt zu halten.

  • Polio und der Schrecken danach: Deutschland ist frei von akuter Kinderlähmung. Aber bis heute leiden Zehntausende Menschen an den Folgen der Viruserkrankung. Marion Keller-Schneider ist eine von ihnen .

  • Menschen verändern die Erde bis Tief ins Innere: Einst zählte der Aralsee zu den größten Binnengewässern der Erde. Weil sein Wasser für Projekte in der Landwirtschaft abgezapft wurde, ist er weitgehend verschwunden. Das hat Folgen bis in den Erdmantel .

  • Ära der Eruptionen: Rund 800 Jahre lang ruhten die Vulkane im Südwesten Islands, nun strömt wieder Lava. Die kommende Zeit wird unruhig auf der Reykjanes-Halbinsel, da sind sich die Wissenschaftler sicher. Für die Anwohner wird es schwierig .

  • Russland im Verdacht: Die britische Marine will Spionagesensoren am Meeresgrund gefunden haben. Experten sagen, was dahinterstecken könnte und warum auch Deutschland achtgeben sollte .

  • Fliegende Feuermelder: Waldbrände vernichten jedes Jahr Häuser und Ortschaften, sie können Menschenleben kosten. Auch in Deutschland steigt das Risiko. Firmen versuchen, das Problem mit neuen Satellitennetzwerken einzudämmen .

  • CO₂-Speicher unter der Nordsee: Drei Jahre lang haben Forscher untersucht, wo und wie klimaschädliches CO₂ in der Nordsee gespeichert werden könnte. Nun nennen sie konkrete Stellen  rund hundert Kilometer vor der Küste, weisen aber auch auf Risiken hin.

Bild der Woche

Was das Alte Land nahe Hamburg für die Apfelernte Nordeuropas ist, das ist die südostchinesische Provinz Fujian für Tremella fuciformis, einen in Teilen Asiens hochgeschätzten Heil- und Speisepilz. In der Küche war das Silberohr, wie der süßlich schmeckende Fungus heißt, einst eine rare Delikatesse. Inzwischen aber haben die lokalen Zuchtbetriebe ihre Produktion zu einem Millionengeschäft ausgebaut. Bis zu 70 Prozent der ansässigen Landwirte sind Pilzfabrikanten.

(Feedback & Anregungen? )

Seniorin beim Sudoku

Foto: Matthias Balk / dpa / picture alliance
Foto: China Daily / REUTERS

Verwandte Artikel

Next Post