Neu entwickeltes Antibiotikum wirkt gegen resistente Tripper-Erreger

In vielen Regionen der Welt breitet sich Gonorrhoe, umgangssprachlich Tripper, immer weiter aus. So zählte das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC)  allein für die Europäische Union und den Europäischen Wirtschaftsraum (EWG) knapp 97.000 Fälle für das Jahr 2023. Das ist die höchste Zahl seit Beginn der europäischen Überwachung.

Zugleich entwickeln sich Antibiotikaresistenzen des Erregers zum Problem: Insbesondere der Wirkstoff Azithromycin versagt nach Daten des Robert Koch-Instituts (RKI)  mittlerweile in beunruhigend vielen Fällen. Besser ist die Lage derzeit bei den Antibiotika Ceftriaxon und Cefixim, aber auch dort gibt es Resistenzen. Ausgelöst wird Gonorrhoe von Bakterien mit dem Fachnamen Neisseria gonorrhoeae.

Gegen resistente Varianten des Erregers könnte nun einer Untersuchung zufolge ein Medikament helfen, das in den USA seit Kurzem zugelassen ist, um Harnwegsinfektionen zu behandeln: Gemäß der im Fachblatt »The Lancet « veröffentlichten Studie erwies sich der Wirkstoff Gepotidacin bei der Bekämpfung von Gonorrhoe als genauso erfolgreich wie die Standardtherapie – und zwar auch bei Erregern, die gegenüber den gängigen Antibiotika bereits Resistenzen herausgebildet haben.

Das zeigte sich den Angaben zufolge im Vergleich der beiden Therapien an insgesamt 628 Betroffenen mit einer Tripper-Erkrankung. Während eine Gruppe der Probanden mit einer Kombination aus einer Ceftriaxon-Injektion und oralen Azithromycin-Tabletten behandelt wurde, erhielt die andere zwei Tabletten des neuen Mittels Gepotidacin im Abstand von zehn bis zwölf Stunden. Beide Therapien erwiesen sich demnach als praktisch gleichermaßen wirksam.

Die Nebenwirkungen bei dem neuen Antibiotikum werden als »mild bis moderat« beschrieben, allerdings trat bei knapp der Hälfte der Nutzer Durchfall auf. Demgegenüber betonen die Autoren der Studie, dass die neue Therapie ausschließlich mit Tabletten möglich sei, während die Standardtherapie in Deutschland mit einer Injektion verbunden sei. Gepotidacin sei eine »neuartige orale antibakterielle Behandlung« mit dem Potenzial, eine alternative Option zur Behandlung von Tripper zu werden, hieß es.

Mitfinanziert wurde die Studie vom Hersteller GSK. Dieser kündigte an, sich um eine Zulassung des Medikaments in Europa zu bemühen. Diese gibt es bislang nur in den USA für die Behandlung von Harnwegsinfektionen bei Frauen.

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