Friedrich Merz wird immer wieder für sein Frauenbild kritisiert. Nun fordert seine Parteikollegin, die ehemalige Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth, im Gespräch mit »ZEIT Online «, die Hälfte der künftigen Kabinettsposten mit Frauen zu besetzen. Merz strebe das Amt des Bundeskanzlers an und gehe davon aus, gewählt zu werden. »Wir verbinden damit Erwartungen für unsere Beteiligung.« Eine neue Regierung müsse gerade auch Frauen in unterschiedlichen Funktionen sichtbar machen. »Wir brauchen Parität und die Verbindlichkeit.«
Auf Parteiebene hatte Merz 2022 eine Frauenquote von einem Drittel eingeführt. »Uns wurde für Mitte 2025 die 50-Prozent-Quote ab der Kreisebene versprochen«, so Süssmuth weiter, die sehe sie nicht kommen. »Sonst müssen wir für alles Gesetze haben – aber hier brauchen wir keine? Da bin ich wirklich sehr ungehalten.«
»Mein Tipp: Fordern und Durchhalten«
Merz selbst kenne Süssmuth nur in seiner politischen Rolle. Sie erinnere sich etwa noch an den Tag im Jahr 2005, als er seinen Posten als Fraktionschef an Angela Merkel verlor. »Wir saßen nach der Sitzung alle zusammen beim Abendessen, aber Friedrich Merz schien mit seinen Gedanken woanders zu sein.« Er habe in sich gekehrt und verletzt gewirkt, so Süssmuth. »Dabei wissen wir doch, dass es in der Politik mal rauf, mal runtergeht.«
Um nun mehr Verbindlichkeit zu erreichen, rät Süssmuth ihren Kolleginnen im Bundestag zu klarer Sprache. »Mein Tipp an die Frauen ist: Fordern und Durchhalten – mit all den Argumenten, die Frauen seit Jahrzehnten vortragen. Das ist nicht nur Recht, sondern vor allem Verpflichtung.« Mit dem Geschlechterkampf solle man indes aufhören. Frauen seien nicht immer zärtlich und weich, Männer nicht immer hart und konsequent. »Wir brauchen den Dialog, die Zuwendung zum anderen.«
Ein Grund für die Kritik an Merz’ Frauenbild ist sein Abstimmungsverhalten im Jahr 1997, als es im Bundestag um einen Gesetzentwurf ging, der die Vergewaltigung in der Ehe ins Strafgesetzbuch aufnehmen sollte. Merz stimmte dagegen. Mittlerweile habe er seine Meinung zu der Reform geändert, sagte Merz.
Friedrich Merz ist nicht der einzige Mann, über den Süssmuth mit »ZEIT Online« sprach. Über den US-Präsidenten Donald Trump sagte sie: »Wir sehen einen Menschen, der sich zum Souverän erklärt.« Trump sehe nichts Größeres als sich selbst. »Er steht für den drohenden Verfall in die pure Arroganz mit bitteren Auswirkungen: Trump, Putin, Erdoğan, Netanyahu – die Weltpolitik wird aktuell von Männern bestimmt, die drastische Entscheidungen treffen.«