Bei der Wahl, die voraussichtlich am 8. März 2026 stattfindet, wird über die Nachfolge von Ministerpräsident Winfried Kretschmann entschieden, der nach drei Amtszeiten nicht mehr antritt. 2011 hatte der Grüne das bis dahin fast 60 Jahre lang konservativ regierte Bundesland im Zeichen der Fukushima-Umweltkatastrophe und Stuttgart-21-Proteste übernommen. Nun will der 76-Jährige in den Ruhestand gehen. Grüner Spitzenkandidat für Baden-Württemberg ist nun Cem Özdemir, zurzeit noch Bundesminister der gescheiterten Ampelkoalition. In einer der letzten Umfragen im Auftrag des SWR lagen die Grünen im Ländle nur noch bei 22 Prozent (2021: 32,6), die Christdemokraten kämen auf 33 Prozent (2021: 24,1).
Die Ausgangslage für einen Regierungswechsel im Südwesten scheint – Stand jetzt – also gut, vor allem für die CDU. Vielleicht hat sich der Landeschef der Union, Manuel Hagel, nun nach einigem Zögern doch entschlossen, seinen Hut in den Ring zu werfen. Der 36-Jährige wolle bei der Landtagswahl 2026 als Spitzenkandidat antreten, gab Hagel nach Informationen der Nachrichtenagentur dpa bei einer CDU-Veranstaltung in Friedrichshafen bekannt. Zuerst hatte der SWR darüber berichtet. Die Wahl zum Spitzenkandidaten soll beim CDU-Landesparteitag am 17. Mai in Stuttgart erfolgen.
Karriere bei der örtlichen Sparkasse, dann in der Fraktion
Trotz seines geringen Alters ist Hagel kein Politneuling. Im Eiltempo erklomm er die Spitze des zweitgrößten CDU-Landesverbands der Republik und weitete seine Macht die vergangenen Jahre mehr und mehr aus. Bei den Koalitionsverhandlungen führt er zurzeit die Verhandlungsgruppe von SPD, CDU und CSU zum Thema Digitalisierung.
Hagel kommt aus Ehingen in Schwaben, machte dort zunächst Karriere bei der örtlichen Sparkasse, wurde Filialdirektor. Früh übernahm er Führungsrollen in der Jungen Union, deren damaliger Landeschef Thomas Strobl ihn 2016 zu seinem Generalsekretär beförderte. Hagel zog in den Landtag ein und sicherte sich 2021 den Posten des Fraktionsvorsitzenden und behauptete sich in den innerparteilichen Grabenkämpfen. 2023 ließ er sich zum Landeschef wählen und löste damit seinen politischen Ziehvater Strobl ab.
Hagel gilt als moderner Konservativer. Er ist katholisch, verheiratet und Vater dreier Söhne. Er wettert gegen das Gendern, setzt auf Themen wie Wirtschaft, Sicherheit und Heimat. »In meiner Freizeit interessiere ich mich für Literatur, treibe begeistert Sport und leiste als Jäger in unserem Jagdrevier auf der Alb einen Beitrag zur Erhaltung des ökologischen Gleichgewichts in Wald und Flur«, schreibt er auf seiner Website , wohl auch mit Blick auf den Öko-Footprint, den Winfried Kretschmann, selbst eher ein Konservativer, qua Parteizugehörigkeit hinterlässt. Bei seiner Wahl zum Landeschef sagte Hagel selbstbewusst: »Das politische Erbe von Winfried Kretschmann wird bei uns in guten Händen sein.«
Dennoch ist sein Erfolg keineswegs ausgemacht: Die Grünen sind im Ländle stärker als auf Bundesebene, Özdemir ein rhetorisch gewandter Politikprofi und weitaus bekannter als Hagel. Gleichzeitig muss sich Hagel von der AfD abgrenzen, die in aktuellen Umfragen in Baden-Württemberg bei rund 18 Prozent liegt und ihr Ergebnis gegenüber der Wahl von 2021 verdoppeln könnte. Zudem könnte Hagel mit in einen Unmutssturm geraten, falls der designierte Bundeskanzler Friedrich Merz an den Herausforderungen seiner Koalition scheitern sollte. Bis zum März 2026 ist es noch eine lange Strecke.