Forscher bauen Quantennetzwerk über gewöhnliches Datenkabel auf

Wissenschaftler haben erstmals abhörsichere Quantensignale mittels eines herkömmlichen Telekommunikationsnetzes verschickt und das über eine weite Strecke. Man habe ein 250 Kilometer langes Quantennetzwerk über Glasfaserkabel zwischen Frankfurt am Main und Kehl aufgebaut, berichtet ein Team um Forscher des Technologieunternehmens Toshiba in der Fachzeitschrift »Nature« . Der Versuch zeige, dass Quantenkommunikation über bestehende Infrastruktur möglich sei, heißt es in einer Pressemitteilung.

Quantennetzwerke könnten künftig zur Kommunikation benutzt werden, beispielsweise für ein neuartiges Quanteninternet. In ihnen werden Lichtteilchen so präpariert, dass sie als eine Art Schlüssel verschickt werden können. Sollten die Teilchen später manipuliert oder abgefangen werden, würde das auffallen; sie könnten dann nicht mehr zur Entschlüsselung verwendet werden. Im Gegensatz zu herkömmlicher Verschlüsselungstechnik gilt die Quantenverschlüsselung daher als vollkommen abhörsicher.

Empfindliche Signale

Zwar gelang es bereits in der Vergangenheit, Quantenschlüssel über mehrere Hundert Kilometer zu verschicken . Auch eine Übertragung von einem Satelliten auf die Erde fand bereits statt. Weil die Lichtsignale jedoch sehr empfindlich sind und schnell ihre quantenmechanischen Eigenschaften verlieren, waren dafür spezielle Anlagen und Tiefsttemperaturen nötig.

Bei dem nun verwendeten Ansatz werde diese spezielle Infrastruktur nicht gebraucht, schreiben die Forscher. Das Netzwerk sei über drei Telekommunikations-Rechenzentren bereitgestellt worden: jeweils eine Sendereinheit in Frankfurt am Main und Kehl sowie einen Empfänger in der Nähe von Karlsruhe. Es handele sich ihres Wissens nach um das weltweit längste derartige Quantennetz, teilten die Wissenschaftler mit.

Jens Eisert, Professor für theoretische Physik an der Freien Universität Berlin und selbst nicht an dem Projekt beteiligt, erklärte, die Rate an sicher übertragenen Bits sei »respektabel«. Die Innovation der Arbeit liege vor allem in praktischen Aspekten. Sie bringe eine »sichere Quantenkommunikation näher an die kommerzielle Verwertung«.

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version hieß es in der Überschrift, das Quantennetzwerk sei über ein Telefonkabel aufgebaut worden. Tatsächlich aber war es ein Datenkabel. Wir haben die Stelle korrigiert.

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