Jugendliche, die früher ins Bett gehen und länger schlafen als ihre Altersgenossen, sind geistig fitter. Das zeigt eine Studie mit Daten von mehr als 3200 Heranwachsenden aus den USA, die Forschende im Fachblatt »Cell Reports« veröffentlicht haben. Wer durchschnittlich nur 15 Minuten länger in der Nacht schlief, schnitt demnach in Kognitionstests besser ab.
Die Probanden der Studie im Alter zwischen 9 und 14 Jahren zeichneten ihre Schlafdauer und ihre Herzfrequenz mithilfe eines Fitnesstrackers auf. Zudem wurden sie in Hirnscannern untersucht und sollten in verschiedenen Tests unter anderem ihre Lesefähigkeit und ihre Kompetenz beim Problemlösen unter Beweis stellen.
Größere Gehirne
Je nach Ergebnis der Fitnesstracker-Analyse teilten die Forschenden die Jugendlichen in drei unterschiedliche Schlaftypen auf. Knapp 40 Prozent gingen am spätesten ins Bett und schliefen am kürzesten, im Schnitt 7 Stunden und 10 Minuten. Die zweite Gruppe schlief 7 Stunden und 21 Minuten. Die dritte Gruppe, rund 37 Prozent, schlief mit 7 Stunden und 25 Minuten am längsten und wies außerdem die niedrigste Herzfrequenz auf.
Die dritte Gruppe schloss in den Tests zur Lesefähigkeit und beim Lösen von Problemen deutlich besser ab als die erste Gruppe und leicht besser als die zweite Gruppe. Die Hirnscans zeigten zudem, dass die Jugendlichen der dritten Gruppe die größten Gehirne aufwiesen. Unterschiede in den schulischen Leistungen stellten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler jedoch nicht fest.
Spätabends Handys weglegen
Die Mitautorin Barbara Sahakian, Professorin für klinische Neuropsychologie an der Universität Cambridge, sagte dem britischen »Guardian «, es sei »überraschend«, dass geringe Unterschiede im Schlaf eine solche Auswirkung hätten: »Das deutet darauf hin, dass sich kleine Unterschiede in der Schlafmenge im Laufe der Zeit summieren und einen großen Unterschied in den Ergebnissen ausmachen.«
Teenagern, die ihren Schlaf verbessern und ihre geistigen Fähigkeiten steigern wollen, rät Sahakian, sich regelmäßig zu bewegen und spätabends keine Handys oder Computer zu benutzen. Die Amerikanische Akademie für Schlafmedizin empfiehlt, dass Jugendliche zwischen 13 und 18 Jahren nachts acht bis zehn Stunden schlafen, eine Länge, die keine der drei Gruppen in der Studie erreichte.
Für Colin Espie, Professor für Schlafmedizin an der Universität Oxford, zeigt die Studie, wie problematisch es sei, spät einzuschlafen und weniger Schlaf zu bekommen. Das hoch entwickelte Gehirn des Menschen sei in besonderem Maß auf Schlaf angewiesen, sagte er dem »Guardian«, »nicht zuletzt in den Jahren der Entwicklung«.