Nach den Aussagen Kees van Wonderens zu einem offenbar beschlossenen Rauswurf hat der FC Schalke 04 auch offiziell bekannt gegeben, sich zum Ende der Saison von seinem Trainer zu trennen. Der Klub teilte vier Tage nach dem 2:2 (1:2) im Heimspiel gegen den Hamburger SV mit, dass die eigentlich bis 2026 datierte Zusammenarbeit Ende Juni vorzeitig endet.
Van Wonderen hatte zuvor das Ende seiner Amtszeit beim Fußball-Zweitligisten selbst angedeutet und dabei die Klubverantwortlichen heftig kritisiert. Dafür war er zunächst in einer offiziellen Stellungnahme nur gerüffelt worden – jetzt zogen die Verantwortlichen um den künftigen Sportvorstand Frank Baumann die Konsequenzen. Auch Co-Trainer Robert Molenaar muss im Sommer gehen. Begründet wurde die Entscheidung aber mit der Neuausrichtung auf dem Trainerposten.
Spekulationen um Raúl
»Seit dem inoffiziellen Start von Frank Baumann vor zwei Wochen haben wir intensiv darüber gesprochen, welches Profil ein Cheftrainer auf Schalke mitbringen sollte. Dabei haben wir uns auch mit der Frage beschäftigt, ob die aktuelle Konstellation diesen Anforderungen langfristig gerecht wird«, sagte Sportdirektor Youri Mulder: »Es war – auch für mich persönlich – keine einfache Entscheidung, aber wir sind alle übereingekommen, den Weg mit Kees van Wonderen nach der Saison zu beenden.«
Die Suche nach einem Nachfolger will der Klub nun angehen. Man habe »bislang keine Gespräche mit potenziellen Kandidaten« geführt, heißt es in der Pressemitteilung. Zuletzt wurden in Medien mehrere Trainerkandidaten gehandelt, darunter auch der gerade erst beim 1. FC Kaiserslautern geschasste Markus Anfang. Gute Kontakte bestehen dem Vernehmen nach zum früheren Schalke-Spieler Raúl, der aktuell die zweite Mannschaft von Real Madrid coacht.
Trainer bemängelte fehlende Rückendeckung
Van Wonderen hatte unmittelbar nach dem bravourös erkämpften Punktgewinn in Unterzahl gegen den HSV mit überraschend ehrlichen Aussagen zu seiner Zukunft für Wirbel gesorgt. Für ihn sei klar, »dass ich nach dieser Saison nicht mehr hier bin. Alle Signale dafür sind da. Wenn wir auf demselben Weg wären, dann würde man sich besser austauschen«.
Auf die Nachfrage, ob mit seinen Aussagen Vorstandsboss Matthias Tillmann gemeint war, antwortete der 56-Jährige: »Zum Beispiel.« Er habe nach dem peinlichen 0:2 in der Vorwoche gegen den Tabellenletzten Jahn Regensburg mehr Rückendeckung erwartet, »stattdessen hört man nichts, und es heißt hinter den Kulissen, dass es Zweifel gibt«. Das sei »enttäuschend«. Er könne mit Kritik umgehen, »aber wenn du zweifelst, kannst du lieber jemand anderen nehmen«.
Nur das Minimalziel erreicht
Van Wonderen hatte sein Traineramt auf Schalke erst Anfang Oktober angetreten. Damals dämpfte der Niederländer im klubeigenen TV die Erwartungen: »Ich bin kein Harry Potter, wir können nicht zaubern«, hatte van Wonderen zu den Möglichkeiten der damals abstiegsbedrohten Schalker gesagt.
Das Minimalziel Klassenerhalt hat er zwar so gut wie erreicht, doch eine spielerische Weiterentwicklung war nur in wenigen Spielen zu erkennen. Dafür wird im Umfeld aber auch die misslungene Kaderplanung verantwortlich gemacht.
Das 2:2 gegen den HSV hatte van Wonderen sportlich den Rücken gestärkt. Das Team trat nach der frühen Roten Karte für Kapitän Kenan Karaman (3. Minute) mannschaftlich geschlossen auf und holte dank des Ausgleichstreffers von Torjäger Moussa Sylla (81.) verdient einen Punkt.