Staudamm-Sprengung legte giftige Schwermetalle frei

Am 6. Juni 2023 zerstörte eine Explosion den Kachowka-Staudamm im Süden der Ukraine. Es kam zu großflächigen Überschwemmungen , Tausende Menschen mussten in Sicherheit gebracht werden. Ein Team von Wissenschaftlern um die Ökologin Oleksandra Shumilova hat nun nachgewiesen, dass durch die Katastrophe hochgiftige Schwermetalle in die Umwelt gelangt sind.

Laut ihrer Studie , die im Fachmagazin »Science« veröffentlicht wurde, waren die Schadstoffe in Sedimenten des Kachowka-Stausees enthalten. Diese seien durch die Zerstörung des Damms freigelegt worden. Insgesamt handle es sich um rund 83.000 Tonnen Metalle, darunter Blei, Cadmium und Nickel.

»All diese Schadstoffe, die auf dem Grund abgelagert wurden, können sich in verschiedenen Organismen anreichern, das Nahrungsnetz durchlaufen und sich von der Vegetation über Tiere bis hin zum Menschen ausbreiten«, sagte Shumilova dem »Guardian« . »Die Folgen können mit den Auswirkungen von radioaktiver Strahlung verglichen werden.«

Ökosystem werde sich nie vollständig erholen

Weniger als ein Prozent der Schwermetalle sei der Studie zufolge freigesetzt worden, als der Stausee leergelaufen war. Das verbliebene Material könnte durch Oberflächenabfluss oder saisonale Überschwemmungen in den Fluss Dnipro gelangen. Das habe gravierende Auswirkungen auf die Haushalte in der Region, so die Wissenschaftler: Die Menschen nutzten das Flusswasser häufig, um Engpässe in der kommunalen Wasserversorgung zu überbrücken.

Bereits in den Monaten nach der Katastrophe seien in Wasserproben erhöhte Schadstoffkonzentrationen festgestellt worden. Shumilova und ihre Kollegen schätzen zudem, dass die Wassermassen infolge des Dammbruchs etwa 20 bis 30 Prozent der Nagetiere in den umliegenden Auen sowie den gesamten Jungfischbestand getötet haben.

Für ihre Studie kombinierten die Wissenschaftler Messungen vor Ort mit Fernerkundungsdaten und hydrologischen Modellen. Sie stellten fest, dass die schnell nachwachsende Vegetation in der Nähe des Sees zwar dazu beitragen könne, die Aue wiederzubeleben. Aber: »Es ist keine Erholung, man sollte besser ein Wort wie ›wiederherstellen‹ verwenden«, so Shumilova, die am Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei in Berlin arbeitet. Das Ökosystem werde sich »auf seine eigene Art und Weise entwickeln«, aber nicht »zu den ursprünglichen Bedingungen« zurückkehren.

Nach der Explosion an der Stauanlage hatten sich Russland und die Ukraine gegenseitig die Verantwortung für den Vorfall zugeschoben. Indizien wiesen später darauf hin, dass russische Besatzer den Damm gesprengt hatten.

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